Mittwoch, 21. Dezember 2011

Mein altes Interview

Die meinen Blog schon länger lesen , können sich vielleicht noch an mein Interview erinnern , was ich mal hatte. Es ging um das Thema " junge Mutter". Ich poste es einfach nochmal , weil es viele vielleicht nochmal gerne lesen möchten. Es ist aber schon älter ( vom 3. Februar 2011 )


Der Text aus der Zeitung..

Wenn sich alles ändert

Sarah Hockemeier ist 17 Jahre alt, sie hat einen Freund, Freunde und geht zur Schule. Als ich ihr beim Termin für das Interview zum ersten Mal begegne, lächelt mir ein hübsches Mädchen schüchtern, aber erwartungsvoll entgegen. Auf den ersten Blick käme wohl niemand auf den Gedanken, dass Sarahs Leben sich vor einem Jahr und ungefähr 5 Monaten komplett änderte. Denn da kam ihr Sohn auf die Welt: Tyler. Vor dem Gespräch mit der jungen Mutter bin ich nervös, es fehlt mir jegliche Vorstellung, wie das Leben mit einem Kleinkind aussehen soll. Doch genau deshalb freue ich mich auch, dass Sarah ihre Geschichte mit uns teilt. Die Geschichte, wie aus einem normalen Teenager plötzlich eine werdende Mutter wurde.
 
Direkt nach der Begrüßung fängt Sarah an zu erzählen, völlig offen und unbefangen. Sie beginnt ganz von vorne mit dem Tag, an dem ihre Tage ausblieben.  Diese Zeit war nervenaufreibend, so erzählt Sarah. Aus Angst vor der Wahrheit machte sie keinen Schwangerschaftstest, schließlich kann die Regel auch mal ausbleiben. Nach langen Wochen des Wartens wurde ein Test jedoch unvermeidlich und das völlig verunsicherte Mädchen machte den Test, der so dringend nötig war. Ihrer Mutter hatte Sarah nichts gesagt, nur ihrer besten Freundin vertraute sie sich an. Und ihrem Freund, mit dem sie schon damals gute 2 Jahre zusammen war und der immer hinter ihr stand. Das Ergebnis war positiv, wie erwartet und gefürchtet. Noch immer traute Sarah sich nicht ihrer Mutter davon zu beichten, in den Monaten der Geheimnistuerei zog sie sich immer mehr zurück und veränderte sich zunehmend. Natürlich fiel all das auch der Mama von Sarah auf und schließlich stellte sie ihre Tochter zur Rede. Das war der Zeitpunkt, an dem Sarah endlich eingestehen musste, was nicht mehr zu vertuschen war. Sie trug ein Kind in sich, welches sie unbedingt bekommen wollte. Auf die Frage, ob sie je an einem Abtreibung dachte schüttelt Sarah ihre blonden Haare energisch. Nie, so beteuert sie. Auch ihr Freund wäre gegen eine Abtreibung gewesen, beide waren sich sicher, dass sie es zusammen schaffen konnten einen kleinen Menschen in diese Welt zu setzen und ihn zu begleiten. Der Schock von Sarahs Mutter war groß, als sie von ihrem kommenden Enkelkind erfuhr. Völlig entsetzt saß sie da, berichtet Sarah, und schließlich rief sie ihre beste Freundin an, um alles zu besprechen. Allgemein wurde viel geredet. In Sarahs Familie, darüber, wie das alles geschafft werden sollte, was zu tun sei und wie man am besten vorgehe. Aber auch im Dorf und in der Schule. Darüber, dass ein so junges Mädchen schwanger ist, über ihren anwachsenden Bauch und all die Gerüchte, die ein solcher Umstand mit sich bringt. Dieses Gerede nervte Sarah, doch besonders belastete all der Tratsch ihre Mutter. Auch die Blicke, die mit dem wachsenden Bauch auf das junge Mädchen geworfen wurden waren unangenehm, doch bereut hat Sarah ihre Entscheidung für ihr Kind nie. Allgemein sei ihre Schwangerschaft unkompliziert verlaufen. Nur die 9stündige Geburt war ein Alptraum und Sarah beschreibt Schmerzen, die man sich nicht vorstellen könne. Als ihr kleiner Sohn jedoch endlich auf ihrem Bauch lag wusste sie, wofür sie die Qualen ertrug, strahlt die stolze Mami. Sarahs Augen leuchten, sobald sie von ihrem Kleinen spricht und sie wirkt zufrieden. Ich frage sie nach ihrem heutigen Alltag und danach, was Tyler ihr bedeutet. Die Antwort auf diese Frage ist schnell und voller Überzeugung gegeben: Alles! Zu Hause ist nun immer jemand, der auf sie wartet und sich freut, sobald er Sarah sieht. Da ist nun ein Kind, das sie braucht  und für das sie Sorgen muss. Mit ihrem Freund, mit dem sie mittlerweile seit 4 Jahren zusammen ist, führt Sarah eine Fernbeziehung. So ist die kleine Familie nur an den Wochenenden vereint, doch die verbringen sie immer gemeinsam. Der Kleine weiß, wer seine Eltern sind, auch wenn Sarah die Erziehung größtenteils mit ihrer Mutter gemeinsam bewältigt. Die Beiden zogen extra in eine größere Wohnung,  um dem Baby ein eigenes Zimmer ermöglichen zu können. Vormittags besucht Sarah die Abschlussklasse und ihre Mama kümmert sich um Tyler. Um ihre Tochter unterstützen zu
 
können veränderte diese sogar ihren Arbeitsalltag, genau wie ihr komplettes Leben. Ihre Arbeitszeit liegt nun in den Nachmittagsstunden, wenn Sarah aus der Schule zurück ist und sich um ihren Sohn kümmern kann. Dabei wird sie tatkräftig von ihrer ganzen Familie unterstützt. Trotz der riesigen Verantwortung, die das junge Mädchen nun trägt hat sie noch immer Freiheiten. Einmal die Woche besucht Tyler Sarahs Tante, die sich immer über ihn freut. Genau wie all die anderen Menschen in Sarahs Umfeld. Ihr Sohn ist der Liebling von allen, so pflegeleicht wie er ist, betont sie stolz. Auch über die Zukunft sprechen wir. Mich interessiert, wie Sarah, Tyler und sein Vater sich die nächste Zeit vorstellen. Nachdem sie bald ihren Abschluss macht will die 17 Jährige zu ihrem Freund ziehen,  die drei wollen wie eine richtige Familie zusammen wohnen. Doch zu Hause die Hausfrau und Mutter spielen, das reicht Sarah nicht. Das modebewusste Mädchen hat zwei Traumberufe. Einmal kann sie sich vorstellen im Krankenhaus auf einer Kinderstation zu arbeiten, oder aber sie macht ihr Hobby, nämlich alles, was mit Mode und Fashion zu tun hat, zu ihrem Beruf. Sarah möchte sich bei einer Drogeriekette bewerben.
 Für mich klingen all diese Pläne und der Alltag als Schülerin mit Kind unwirklich, doch so zufrieden wie meine Gesprächspartner aussieht, wirken nicht viele Jugendliche. Es scheint, als wisse Sarah , wohin es für sie gehen soll. Durch die frühe Verantwortung muss sie ihrem Leben früh geregelte Bahnen verleihen, auch wenn ihre Mutter und ihre Familie eine immense Unterstützung sind, wie sie immer wieder betont. Mit einem kleinen Kind ist es unmöglich einfach in den Tag zu leben, alles auf sich zukommen zu lassen und unbedacht zu handeln. Die Fehler, die man macht sind nicht mehr nur die eigenen Fehler, sie betreffen auch das Leben eines hilflosen kleinen Menschen. Es ist klar, dass eine Schwangerschaft bei Jugendlichen nie erwünscht und auch nie willkommen ist. Wohl immer spielen Überforderung und Hilflosigkeit eine Rolle und ohne Hilfe geht es nicht. Im Fall von Sarah klingt es jedoch so, als habe sich eine junge Frau, ihr fester Freund und ihre beider Familien über diese Schwierigkeiten hinweggesetzt und eine Lösung gefunden, mit der alle glücklich leben können. Mehr Mutterliebe als die glänzenden Augen von Sarah können auch nicht die der erwachsenen Mütter von Wunschkindern ausstrahlen. Meine letzte Frage an Sarah gilt der Stellung von Teenie-Müttern in der Gesellschaft und ihre Meinung über die Katastrophenfälle im Privatfernsehen, über die immer so gern berichtet wird. Nicht einmal hier findet die Optimistin etwas Negatives. Sie schaue sich die Folgen immer gern an, schließlich sei es interessant, wie mit solchen Fällen umgegangen wird. Auch die kritische Stellung der Gesellschaft gegenüber von jungen Schwangeren sei zwar nachvollziehbar, doch sie könne ihrem Kind schließlich auch alles bieten. Zwar habe sie weniger Lebenserfahrung, als die meisten Mütter, doch Liebe und Aufmerksamkeit bekomme Tyler in jedem Fall genug. Alles habe seine Vor- und Nachteile und genau so sei es auch mit der Mutterschaft bei Minderjährigen.
 Mir bleibt nur noch zu sagen, wie beeindruckt ich nach diesem Gespräch war. Von dem Mut dieses Mädchens sich allen Hindernissen zu stellen und für ihr Kind zu kämpfen, aber auch von der Unterstützung, die ihr durch ihre Familie scheinbar zu teil wird. Ich wünsche Sarah und ihrer kleinen Familie alles Gute und drücke die Daumen dafür, dass es weiterhin so toll läuft, wie sie  es uns berichtet hat.

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