Montag, 4. März 2013

Ich will kein Insulin

Die gute Nachricht vorweg: Die Eiweiß Diät funktioniert tatsächlich. Ich dachte immer, diese ganzen Stars sind bekloppt, weil sie keine Kohlenhydrate essen. Ist doch egal, was man isst, es kommt nur auf die Anzahl der Kalorien an. Nee, nee. Ohne Kohlenhydrate purzeln die Pfunde, das ist tatsächlich so.

Die schlechte Nachricht ist: In der Schwangerschaft ist Abnehmen gar nicht so cool und ich bin mittlerweile ziemlich am Ende.

Ich habe nach der Diagnose Schwangerschaftsdiabetes meine Ernährung stark umgestellt (obwohl sie schon vorher sehr gesund war). Übers Wochenende habe ich 1,5 Kilo abgenommen. Ich fühle mich müde und ausgelaugt, habe Hunger und trotzdem sch***-Werte!

Heute Morgen hatte ich wieder Termin bei der Diabetologin. Am Wochenende musste ich jeweils unmittelbar vor der Mahlzeit und eine Stunde nach der Mahlzeit meinen Blutzucker messen (aua Finger!). Meistens waren die Werte ok, aber sobald Kohlenhydrate ins Spiel kommen, ist es vorbei. Der Kaffe mit Milch war zu viel. Mehr als 3 EL Reis vertrage ich nicht. Eine Scheibe Brot ist je nach Belag ok, eine weitere halbe Scheibe lässt den Wert explodieren. Von der halben Banane fange ich gar nicht erst an. Eine Hand voll Nudeln ist das Maximum dessen, was geht.

 Die Diabetologin winkt mit Insulin. Das möchte ich aber nicht. Sie schaut auf die Werte und sagt: "Aber so geht es nicht. Sie brauchen Kolhelnhydrate. Erstens werden Sie sonst nicht satt, zweitens braucht Ihr Kind die zum Wachsen." Und schon fließen die Tränchen. Ich kann nicht mehr.

In der Nacht hatte ich einen schrecklichen Film vor Augen: Valentin schwimmt schon seit Wochen in viel zu viel Zucker. Immer wieder habe ich zu hohe Werte. Er wird viel zu groß und zu schwer, muss per Kaiserschnitt geholt werden. Weil der Diabetes auch nach der Schwangerschaft nicht weggeht, stille ich ihn nicht, sondern er bekommt die Flasche. Das komplette Kontrastprogramm zu seinem großen Bruder, der nach einer Traum-Schwangerschaft einen perfekten Start ins Leben hatte.
Ein paar Jahre später hat sich sein großer Bruder weiter phantastisch entwickelt. Er ist schön, schlau, gesund. Er fährt die größten Erfolge in Schule, Sport und bei den Frauen ein. Valentin hatte leider einen ganz anderen Start ins Leben. Er ist inzwischen auch Diabetiker, fettleibig und steht antriebslos und unglücklich im Schatten seines großen Bruders. Bei seiner Mutter ist der Diabetes nicht mehr weggegangen. Sie darbt seitdem bei Wasser und (ganz wenig) Brot, sieht schrecklich aus, weidet sich aber an ihrem Erstgeborenen und kommt so über die Runden.

Nicht lachen! Nachts, hungrig und unter Schwangerschaftshormonen kann man schonmal so denken!

Ich bin ja sonst auch nicht so. Eigentlich prallt an mir immer alles ab. Ich habe immer gute Laune und rege mich über nichs auf. Schreckensnachrichten verursachen bei mir nicht einmal einen erhöhten Puls. Ich beruhige immer alle anderen, bin die Ruhe und die Zuversicht selbst. Aber das ist gerade alles so über mich hereingebrochen- das hat meine Schwangerschaftshormone überfordert.

Gleichzeitig tadele ich mich selber, weil ich mich so anstelle. Ein SS-Diabetes ist von allen Diagnosen, die man in einer Schwangerschaft so bekommen kann, wohl noch mit am Besten. Dem Kind wird´s schon gut gehen und wir kriegen das alles hin. Dann muss ich halt ein bißchen Insulin spritzen, das schadet wohl weder mir noch dem Kind. Also, jetzt hör mal auf zu Flennen, Mia, das ist voll undankbar!

Ich weiß einfach nichs über Diabetes und Insulin. Ich will das auch nicht googeln, denn dann werde ich ja erfahren, dass das Risiko, für Krebs, Herzinfarkt und Schlaganfall bei SS-Diabetes um 170% erhöht ist und die Wahrscheinlichkeit, die Schwangerschaft zu überleben mit Diabetes bei unter 5% liegt, oder so. Krankheiten googlen macht krank!

Ich werde mich also weiter mit Kochen, Blutzucker messen, Einkaufen, Ernährungstagebuch führen und Grübeln beschäftigen. Zu diesem Zweck bin ich weiterhin krankgeschrieben. Am Donnerstag habe ich den nächsten Termin bei der Diabetologin, und dann wird sich zeigen, ob ich vielleicht doch ohne Insulin auskomme.

Morgen bin ich beim Ultraschall. Ich hoffe, dass Valentin sich gut entwickelt hat und nicht zu groß und nicht zu klein ist. Mal sehen, welche Gedanken ich mir dazu im Laufe der nächsten Nacht alles machen werde...

Eure Mia

0 comments

Kommentar veröffentlichen