Hin und wieder lese ich neben "Bobo Siebenschläfer" auch mal ein Buch für Erwachsene. Neulich habe ich "Unter dem Herzen", das aktuelle Buch von Ildiko von Kürthy ("Mondscheintarif") gelesen.
"Unter dem Herzen" ist ein Sachbuch. Es ist bloß überhaupt nicht sachlich. Die Realität wird so verpackt und aufgemöbelt, dass ein witziges Buch entstanden ist. Die Realität wäre vielleicht langweiliger gewesen, dafür aber auch authentischer. Ich hätte es besser gefunden, dann gleich noch ein bißchen mehr Geschichte drumherum zu packen (auf ein bißchen mehr wäre es nicht mehr angekommen) und das Ganze als Roman zu verkaufen. Nebenbei hat mich die ständige Kokettiererei mit ihrer angeblich so furchtbaren Figur (vor, während und nach der Schwangerschaft) genervt.
Ich habe das Buch trotzdem gerne gelesen. Es gibt nämlich ein paar sehr schöne gefühlvolle Stellen und viele Zitate zum Thema Mütter und Kinder, die mich berührt haben.
Meine eigene Mutter und ich haben das beste Verhältnis, das eine Mutter und ihr Kind haben können. Meine Mutter hat mir und meinen Schwestern an jedem Tag unseres Lebens zu verstehen gegeben, dass sie uns über alles liebt. Sie ist eine Mutter aus Leidenschaft. Sie ist unser erster Ansprechpartner für all unsere Sorgen und Glücksmomente. Wir laden unseren ganzen Schutt bei ihr ab und lassen uns für unsere Erfolge von ihr feiern. Die Beziehung ist dabei immer nur so eng, wie die jeweilige Tochter das gerade braucht und zulässt. Sie steht für ihre Töchter auf Abruf bereit, aber wenn wir nichts abrufen, drängt sie sich auch nie auf, sondern lässt uns unser eigenes Leben leben.
Seit ich selber ein Kind habe, empfinde ich diese Bindung noch intensiver, weil ich erst jetzt verstehe, was ich für meine Mutter war und bin.
Zwei der Zitate aus "Unter dem Herzen" habe ich meiner Mutter per Mail geschickt. Hier unser Original-Mailverkehr, mit ausdrücklicher Genehmigung meiner Mutter:
"Hallo Mama,
ich habe neulich ein Zitat gefunden, bei dem ich sofort an Dich denken msste, weil dir doch gerade der Kummer von ... so unter die Haut geht:
Eine Mutter kann nur so glücklich sein wie ihr unglücklichstes Kind.
Und dann habe ich noch gelesen, dass die meisten Menschen auf ihrem Sterbebett nach ihrer Mutter rufen. Sowohl Männer als auch Frauen. Bei dem Gedanken kamen mir glatt die Tränen. Einerseits toll, dass die Mutter Kind Beziehung offenbar wirklich die engste und wichtigste im ganzen Leben ist. Andererseits so traurig, dass die Mutter in der Regel nicht mehr lebt, wen man stirbt und einem also nicht mehr das Händchen halten kann.
Jemand wie ich hat es echt schwer: Ich habe eine Mutter und bin eine Mutter. Zwei so intensive Beziehungen. Wie soll man das eigentlich aushalten?
Küsse an meine Mama
Mia""
"Liebste einzige Mia-Tochter und Mama des entzückenden ...!
Danke für diese wunderbare Mail!
Du hast Recht, dieses Mutterdasein ist kaum auszuhalten, zuviel Glück und zuviel Schmerz aber doch so schön!!
Du meine kleine Große wirst hoffentlich ein gesegnetes, langes, glückliches Leben haben, wenn das mal zu Ende geht, werde ich mich schon lange im Himmel vergnügen. Aber Du kannst sicher sein, wann immer Du mich rufst, werde ich bei Dir sein, und Du wirst spüren, dass Mama Dir das Händchen hält und Dich ganz fest im Arm hat. So eine schöne Bindung, wie zwischen mir und meinen Töchtern hört niemals auf, und genauso ist es bei Dir und Deinem...
Danke für Deine Liebe!
Mama"
Das klingt jetzt wirklich wie aus einem Roman, ist aber echt und rührt mich gerade schon wieder zu Tränen.
Eure Mia
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