Mama Mia und Papa rockt: Zwei Blogs-zwei Meinungen? |
Bei diesem Wetter braucht mein Sohn eine Mütze! Das ist doch selbstverständlich. Jedenfalls für mich, aber ich wohne ja nicht alleine.
In unserem Haus wohnen drei Personen: Ein Kind, ein großer Spaßmacher und eine Gouvernante. Ich bin- genau! Richtig geraten!
Ich habe keine Ahnung, wie ich zu dieser Rolle gekommen bin. Ausgerechnet ich, die ich früher in der großen Pause immer ohne Jacke rausgegangen bin, weil Jacken auch bei Minusgraden viel zu uncool waren. Ich, die ich meine Mütze höchstens so lange auf dem Kopf behielt, wie meine Mutter mich noch im Blick hatte. Ausgerechnet ich laufe in den letzten Tagen jeden Morgen meinem Mann und meinem Sohn hinterher und schimpfe, weil das Kind keine Mütze auf dem Kopf hat. Und das ist noch längst nicht alles, was die Gouvernante zu bemängeln hat. Die fehlende Mütze war im Sommer der fehlende Sonnenhut. Und die fehlende Sonnencreme. Ich schalte mich auch regulierend bei zuvielen Süßigkeiten ein, bei zu viel Fernsehen und bei zu wenig Trinken. Ich mahne zum Ins-Bett-Gehen und bestehe aufs Zähneputzen. Ich bin zuständig für die Einhaltung einer Menge von Regeln. Regeln müssen schließlich sein, oder?
"Wenn man sich stur auf Regeln beruft, dann erlangt man nie eine persönliche Art der Autorität", sagt Jesper Juul. "Man ist nichts weiter als ein Polizist, der die Einhaltung der Regeln kontrolliert." Oder eben eine Gouvernante. Sag ich doch.
Es kommt also darauf an, wie ich die Regeln meinem Sohn (und meinem Mann) gegenüber verkaufe?
Jesper Juul sagt nämlich auch: "Kinder brauchen Führung. Sie sind gleichwertig, aber nicht gleichberechtigt."
Meine Regeln sind also grundsätzlich ok, aber ich darf mich nicht stur auf die Regeln berufen, sondern muss auch rüberbringen, warum die Regeln wichtig sind. Ja, warum denn? Warum muss die Mütze sein? Und der Sonnenhut? Und die Sonnencreme?
Regeln sind nicht gleich Regeln. Kinder müssen spielen, entdecken, erforschen. Dazu gehört auch mal ein blutiges Knie, auch wenn es für Mama schwer zu ertragen ist. Der Spaß hört auf, wenn es gefährlich für das Kind und/oder andere wird. Da werden Regeln zu Schutzvorschriften und sind nicht verhandelbar.
Gehört also nun das Tragen einer Mütze, die Zu-Bett-Geh-Zeit und das Zähneputzen zur Gruppe der Schutzregeln? Oder übertreibe ich es und stelle viele Regeln doch nur um der Regeln willen auf, oder weil die Übermutter in mir sich so schrecklich ängstigt? Muss ich mich einfach mal locker machen und hier und da fünfe gerade sein lassen?
Mein Mann (der große Spaßmacher) sieht die Dinge lockerer. Mütze? Ach, wir sind doch bloß ganz kurz draußen. Es ist aber auch einfach, die Dinge nicht so genau zu nehmen, wenn man nicht derjenige ist, der mit den Konsequenzen leben muss. Fiebert der Sohn am nächsten Tag, weil er nicht warm genug angezogen war, dann bin ich diejenige, die statt ins Büro zu gehen am nächsten Tag am Krankenbett sitzen muss. Und ist der Sohn zu spät im Bett gewesen, sind es meine Nerven, an denen den ganzen nächsten Nachmittag ein unausgeschlafener Knatschibald zerrt. Wenn ich daran denke, kann ich einfach nicht anders. Manche Dinge sind banal, aber wichtig.
Regeln sind anstrengend für alle Beteiligten. Eine Mittelohrentzündung aber auch. Grund genug, Mütze &Co. für absolut notwendig zu erklären. Mag man mich auch für eine Gouvernante halten...
Eure Mia
Und was sagt Papa rockt? Hier nachlesen!
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