Junggesellinnenabschied für eine gute Freundin. Eine Party in der benachbarten Großstadt ist geplant. Mama ist sofort hellauf begeistert. Der Partylöwe in ihr brüllt auf und kann es kaum erwarten. Kurze Absprache mit dem Gatten- ja, klappt, der Sohn ist versorgt, Mama sagt zu.
Kurz vor dem großen Abend dann der Stimmungsumschwung. Ich will nicht. Ich kann nicht. Bedenken türmen sich auf. Erst ganz harmlose, egoistische Gedanken: Das späte Nachhause-Kommen und die Müdigkeit am nächsten morgen, denn der Sohn wacht ja um 7:00 Uhr auf. Dann gerate ich immer tiefer in den Strudel der Bedenken. Was ist, wenn mir unterwegs etwas passiert? Wenn mich ein Betrunkener am Bahnhof auf die Gleise schubst? Wenn auf der Party eine Massenpanik ausbricht? Dann hat mein Sohn keine Mutter mehr! Aus einer harmlosen Abendveranstaltung ist ein existenzbedrohliches Abenteuer geworden.
Früher bin ich oft erst im Morgengrauen nach hause gekommen. Heute habe ich daran keinen rechten Spaß mehr. Ich bin lieber bei meiner Familie. Aber ist das wirklich "nur" der Mutterinstinkt? Oder ist es auch Bequemlichkeit? Ist es möglich, dass man zu seinem eigenen inneren Schweinehund mutiert? In den ersten Babymonaten ist Ausgehen ja sowieso nicht wirklich ein Thema. Stillen und schlaflose Nächte lassen Partys in den Hintergrund treten. Und dann hat man es sich abgewöhnt. Oder? Ich gehe schon gelegentlich aus, aber eher um mit Freundinnen schön Essen oder ins Kino zu gehen. So richtig abfeiern mag ich nicht mehr. Kater und Kleinkind? Das geht gar nicht!
Meiner Freundin zuliebe habe ich meine Teilnahme am Junggesellinnenabschied nicht abgesagt, obwohl ich mehrfach kurz davor war. Ich war um 4:00 zu Hause. Ich habe gefeiert. Ich hab getanzt und ich hab auch Spaß gehabt. Aber so wie früher war es nicht. Ich freue mich, dass ich dabei war und dass ich mal wieder richtig feiern war, aber es ist nicht so, dass ich jetzt denke: Bor, war das toll, das muss ich unbedingt bald wieder machen.
Der Sohn war am nächsten Morgen außergewöhnlich früh wach. Mein Mann ist mit ihm aufgestanden und hat den halben Vormittag mit ihm gespielt. Ich wurde gegen 10:30 Uhr wach, als die beiden gerade in Richtung Wildgehege aufbrechen wollten. Ich war todmüde, aber ich wollte unbedingt mit. Wir haben im Wald Steine gesammelt, wir haben Ameisen beobachtet und die Wildschweine bestaunt. Anschließend haben wir uns auf dem Spielplatz ausgetobt. Das war so toll! Das müssen wir unbedingt bald wieder machen!
Eure Mia
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