Heute vor 20 Monaten ist mein Sohn geboren.
Heute vor 20 Monaten wurde mein Leben ganz kräftig durchgerüttelt, durcheinandergewirbelt und auf den Kopf gestellt.
Ich habe geheult. Viel geheult. Weil ich mir solche Sorgen gemacht habe um dieses kleine Wesen, das in seinen ersten Tagen mit der Gelbsucht kämpfen musste und mir zur Bestrahlung 24 Stunden weggenommen wurde.
Weil ich so müde war, nach der durchwachten Geburtsnacht und den darauf folgenden ersten zwei Nächten, in denen er nur geschrien hat.
Weil er auf meinem Arm gebrüllt hat und dann auf Papas Arm einfach eingeschlafen ist.
Kann ich die Verantwortung tragen? Werde ich eine gute Mutter sein?
Die Heultage gingen vorbei, die Müdigkeit blieb. Warum hatte mich keiner darauf vorbereitet? Jeder Knochen tat mir weh. Mein Mann ging wieder zur Arbeit, in die gleiche Firma, in der ich auch bis vor ein paar Wochen gearbeitet hatte. Dieses Leben da draußen hatte mit mir nichts mehr zu tun.
Nach neun Wochen hat mein Sohn zum ersten Mal sechs Stunden am Stück geschlafen. Am nächsten Tag fühlte ich mich zum ersten Mal wieder ein bißchen wie ich selbst. Von diesem Tag an habe ich mir Stück für Stück mein Leben neu geordnet.
Ich habe meinen Sohn vom ersten Tag an geliebt, aber ich musste mich auch erstmal an den Gedanken gewöhnen, dass das mein Sohn ist, der jetzt für immer bleibt. Wie jede Beziehung wächst auch die Beziehung zu einem Kind. Heute bin ich überzeugt, dass man niemanden so sehr liebt, wie sein Kind.
Ich liebe es, wenn er in meinem Arm einschläft.
Ich liebe es, wenn er mir in die Arme fliegt, wenn ich ihn aus der Kita abhole.
Ich liebe es, wenn er morgens in unserem Bett liegt, seine Flasche trinkt und meine Hand hält.
Ich liebe es, wenn er seine kleinen Ärmchen um meinen Hals schlingt und sagt :"Mama lieb!"
Ich liebe seine Lachanfälle und seine Wutanfälle.
Ich liebe seine Kulleraugen, seine kleinen Händchen, seine kleinen Ärmchen, die entzückenden Füße, den Lockenkopf, den Kussmund.
Ich liebe meinen Sohn.
20 Monate nach seiner Geburt ist er ein vergnügter und lustiger kleiner Kerl, der gern albern ist, aber manchmal auch ganz ernst, und der Menschen und Dinge aufmerksam beobachtet und studiert. Sein Wortschatz ist unglaublich, jeden Tag kommen neue Wörter hinzu. Und ich komme aus dem Staunen nicht raus.
20 Monate nach seiner Geburt ist mein Leben anders als früher. Ich kämpfe mit Problemen, von deren Existenz ich nichts geahnt habe- im Job, im Freundeskreis, in meiner Ehe. Aber ich will mein altes Leben nicht zurück. Wo war der kleine Kerl eigentlich früher? Wie konnten wir bloß ohne ihn leben?
20 Monate nach seiner Geburt weiß ich um die Höhen und Tiefen des Mutterseins. Für die Tiefen kann aber der Sohn nichts. Der Sohn selbst ist nur eine Bereicherung. Jeden Tag erleben wir Dinge, von denen ich nie gedacht hätte, dass sie etwas so besonderes sein können: Eis essen, Bus fahren, Papa im Büro besuchen, einen Kuchen backen, in den Zoo gehen.
20 Monate nach seiner Geburt bin ich überzeugt: Muttersein hat eine gewaltige Dimension. Ein Kind großzuziehen ist keine Kleinigkeit.
Die Verantwortung für ein Kind zu tragen, kann manchmal Angst machen. Ein Kind stellt Dein Leben und Deine Beziehung auf den Kopf. Vor allem aber ist ein Kind das Beste, was das Leben zu bieten hat.
Eure Mia
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